Zu Besuch bei Thomas Lampert


14.09.17 - Auf der Schmiede oder eben Fuschina in Guarda arbeitet Thomas Lampert an neuen Ideen und daran, das Handwerk weiterzubringen.



Schon der Weg zum Kunst- und Bauschmied Thomas Lampert ist voller Impressionen. Das Engadinerdorf Guarda, das Alois Carigiet beim Zeichnen von Schellenursli inspirierte, verleiht auch heute noch Schaffenskraft. Auf der Schmiede oder eben Fuschina arbeitet Thomas Lampert an neuen Ideen und daran, das Handwerk weiterzubringen.

Erzählen Sie, wie Sie auf die Schmiede in Guarda gekommen sind…
Nach der Lehre zum Metallbauer suchte ich lange nach meiner Bestimmung. Ich absolvierte die Zusatzausbildung zum Kunstschmied, eine Ausbildung in Restaurierung und die Schmiedemeisterprüfung. Ausserdem holte ich die Matura nach, mit dem Ziel zu studieren. Was ich dann allerdings nicht lange tat. Es zog mich auch ins Ausland, wo ich einen Arbeitseinsatz im Kosovo leistete. Wegen meiner Begabung im Zeichnen und Gestalten fanden meine Eltern hingegen nach wie vor, dass ich Künstler werden solle. Zu guter Letzt machte ich mich selbstständig.
Die Schmiede in Guarda wurde mithilfe der Stadt Bülach wiederhergestellt, und ich fand, dass diese Schmiede zu übernehmen, eine passende Herausforderung für mich ist. Ich suchte nie das Normale. Diese Schmiedewerkstatt gehört nebenbei bemerkt immer noch der Gemeinde, womit sie eine der letzten in der Schweiz in Gemeindebesitz ist.

Wer rastet, der rostet. Wie gehen Sie dagegen vor?
Ich versuche permanent innovativ zu sein. Dies mit modernsten Mitteln aber speziell auch mit althergebrachten Techniken. Ich schaue grundsätzlich, wo noch optimiert werden kann. Darüber hinaus stelle ich mir die Frage, was mir beim Arbeiten Freude bereitet. Sehr erfüllend finde ich das Entwickeln von etwas Neuem. Eine Neuentwicklung kann bis zu sechs Monate dauern, wie beim neuen Filetiermesser. Was äusserst spannend ist: Um einen optimalen Schliff unserer Brotmesser zu erhalten, setzte ich mich direkt mit Tyrolit in Verbindung und wir fanden zusammen eine Speziallösung fürs Schleifen. Ebenso sah ich, dass nur ein Diamant die gewünschte Profilierung des Schleifsteins erzeugen kann, und kontaktierte dafür die Weiss AG – Diamant- und CBN Werkzeuge. Einziger Hersteller von etwas zu sein und Unikate herzustellen, finde ich extrem spannend. Ausserdem ist es für mein Geschäft sinnvoll und gut, Erzeugnisse und Werke anzubieten, die sonst niemand hat. Darum suche ich Nischen. In kann enorm viel Energie in ein neues Projekt stecken, teilweise lasse ich Projekte jedoch auch wieder fallen.

Woher kommen Ihre Ideen für Neues?

Hier knüpfe ich an meinen Lehrlingsausbilder Walter Suter an, der heute immer noch ein Vorbild für mich ist. Er sagte einst, dass es keine neuen Ideen gibt, und alles schon einmal dagewesen ist. Die Aufgabe bestehe darin, etwas abzuändern und anzupassen sowie seinen eigenen Stil einfliessen zu lassen. Ich denke, dass mein Formgefühl meine Stärke ist und mir hierbei hilft. Eine Anregung kann zudem von Kundenseite kommen. Und es ist natürlich motivierend, wenn Kunden dabei sagen: «Der Schmied kann alles.» Rund ein Viertel des Umsatzes erziele ich mit Küchenutensilien, wie die bekannten Messer. Mein heimlicher Favorit aber sind die Bratpfannen. Diese werden nicht nur weil sie Unikate sind und der Formschönheit wegen nachgefragt, manchmal steht auch die Nachhaltigkeit im Zentrum. Was natürlich stimmt, diese Bratpfannen halten ein Leben lang.

Was bedeutet Erfolg für Sie?
Ein gutes Gefühl gibt es mir, wenn das Handwerk geschätzt wird. Bei den Schmiedekursen, die ich im Ballenberg gebe, war ich gegenüber deren Wirkung zuerst skeptisch. Sah mit der Zeit jedoch, dass die Teilnehmer merkten, dass das Gezeigte nicht so einfach wie gedacht zu bewerkstelligen ist; und dadurch die Wertschätzung für das Handwerk stieg. Philosophisch betrachtet hängen Erfolg oder Misserfolg vom jeweiligen Ziel und einer Bewertung ab.

Was sind Ihre nächsten Pläne?
Als spezieller Auftrag steht eine Bestellung von Tafelmessern für ein Fünfsternehotel an. Betrieblich besteht der Plan, eine Werk, Kurs- und Showhalle in Giarsun zu schaffen, hier prüfen wir momentan Finanzierungsmöglichkeiten. Der Standort Guarda bietet auf jeden Fall Vorteile, um das Handwerk weiterzubringen. Wo sonst steht noch eine Schmiede, an der Leute vorbeigehen, und ihnen so das Handwerk direkt nähergebracht wird.

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