19.08.24 - Laut Suva sterben immer Menschen an den Folgen von Asbest. Das Bewusstsein über dessen weite Verbreitung fehlt. Das Ausbaugewerbe ist besonders betroffen.
Die Suva veröffentlichte im Frühjahr 2024 neuste Zahlen zur Zahl der Asbest-Toten. Schweizweit geht man von über 150 Todesfällen jährlich aus, die auf den Kontakt mit Asbest zurückzuführen sind. Die Zahl ist in den letzten zehn Jahren im Schnitt kontinuierlich gestiegen, im Jahr 2021 waren es 170 Fälle. Fast jeder zweite Todesfall betrifft Mitarbeitende des Ausbaugewerbes.
Fehlendes Bewusstsein über Verbreitung
Die seit etwa 2005 stark steigenden Zahlen von asbestbedingten, tödlichen Krebserkrankungen hängt einerseits damit zusammen, dass in den letzten Jahrzehnten sehr viele Gebäude aus Baujahren renoviert oder umgebaut wurden, in denen der Einsatz von asbesthaltigem Material noch gang und gäbe war. Die Suva nennt andererseits auch das mangelnde Bewusstsein als Ursache.
Dass das Einatmen von Asbestfasern zu tödlichen Krebskrankeiten führt, ist zwar allgemein bekannt. Jedoch wissen nur wenige, dass Asbest nahezu überall vorkommt. Ziemlich sicher auch im Gebäude, wo Sie sich gerade aufhalten, sofern es vor 1990 erbaut wurde.
Vor 1990 die Regel, nicht die Ausnahme!
Asbesthaltige Materialien fanden in Gebäuden bereits ab 1900 immer breitere Verwendung. Solange sie intakt bleiben und keine Asbestfasern freigesetzt werden, sind die Materialien an sich nicht gesundheitsgefährdend. Asbestfasern sind seit 1970 offiziell als krebserregend anerkannt. Zu einem kompletten Verbot asbesthaltiger Materialien kam es in der Schweiz 1990 – in einigen unserer Nachbarländer sogar noch später.
Laut der Suva ist das Vorhandensein von Asbest in Gebäuden, die vor 1990 gebaut oder umgebaut wurden, die Regel, und nicht die Ausnahme! Wer einen grösseren Umbau plant, sollte unbedingt das Gebäude vorab von einen Bauschadstoffermittler für analysieren lassen. Bei kleineren Innenrenovationen können professionell entnommene Materialproben genügen.
Gefahren für Metallbau und Landtechnik
Im Metallbau bergen unter anderem das Demontieren älterer Fenster und Fassaden, Türen, Dächer und Dachplatten sowie jeder Art von Brandschutzelementen Asbestgefahr – insbesondere befindet sich in den Metallteilen von Brandschutztüren oft Asbest, wie die Fotos in diesem Artikel zeigen.
Selbst in alten Land- und Baumaschinen wurde Asbest verwendet, etwa in Brems- und Kupplungsbeläge. Solche Geräte sind heute zum Glück kaum noch in Gebrauch, aber frühere Nutzer und Mechaniker könnten heute mit den tragischen Folgen konfrontiert sein.
Die grössten Asbestrisiken, für Berufsleute wie auch für Heimhandwerker, lauern vor allem in folgenden Gebäudeteilen.
Dächer, Fassaden und Fenster
Dass Baufachleute bei Renovationen von Dächern und Gebäudeaussenhüllen mit Asbest rechnen müssen, ist bekannt. An vor 1990 erstellten Gebäuden bestehen Dach- und Fassadenplatten oft aus asbesthaltigen Materialien. Nicht zu vergessen sind Wellblechplatten an Garagen oder Velounterständen. Bei alten Fenstern kann im Kitt Asbest enthalten sein.
Isolationen, Rohre, Elektrik und Heizung
Gefährliche Kandidaten für die Freisetzung von Asbest sind alte Rohre, Leitungen, Elektroinstallationen und Heizungsanlagen. Vor 1990 kamen oft Rohrleitungen aus Asbestzement oder mit asbesthaltigem Mörtel zum Einsatz, bei Kabelkanälen Wanddurchführungen mit Asbestkissen. Der leicht erkennbare Spritzasbest setzt schon bei kleinsten Beschädigungen hohe Konzentrationen von Asbestfasern frei. Bei Radiatoren und in Elektrikkästen wurden asbesthaltige Leichtbauplatten verbaut. Hinter alten Steckdosen oder Lampen finden sich oft Isolationsschichten mit Asbest. Auch fast alle alten Kessel haben unter der Ummantelung Isolationsmaterial aus Asbest.
Wand-, Bodenbeläge und Decken
Auch im Innern besteht bei älteren Bauten Asbestgefahr – teilweise schon für Heimwerker. Zum Beispiel unter Wand- und Bodenbelägen oder hinter Abdeckungen an den Decken. Sobald Kacheln abgeschlagen und asbesthaltiger Plattenkleber freigelegt und abgeschliffen wird, gelangen Asbestfasern in hoher Konzentration in die Luft. Älterer Verputz ist oft asbesthaltig, ebenso alte Kunststoff-Bodenbeläge. Alte Blumenkisten sind oft aus Asbestzement und gefährlich, wenn sie beschädigt werden.
Empfehlenswerte Asbest-Website und Merkblatt
Eine empfehlenswerte Webseite der Suva umfasst alles Wichtige zum Thema Asbest in übersichtlicher Form, mit aussagekräftigen Bildern und kurzen Texten. Beachten Sie auch das Merkblatt von Metaltec Suisse zur Ermittlungspflicht für Asbest.
Suva-Website: Asbest erkennen und richtig handeln
SRF: Zahl von Asbesttoten steigt
Metaltec Suisse Merkblatt: Ermittlungspflicht für Asbest