30.01.19 - Die Studie «Digital Leadership Barometer» der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich untersuchte den Stand des Führungsverständnis von Schweizer KMU im digitalen Zeitalter.
Dabei zeigte sich, dass sich Agilität bei Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitenden positiv auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung auswirkt, bei Firmen mit über 250 Angestellten jedoch negativ. Weiter bekräftigt der «Digital Leadership Barometer» auch Ergebnisse der Studie «Digital Switzerland» wonach viele KMU die Digitalisierung noch stark vernachlässigen.
An der von der HWZ durchgeführten Umfrage nahmen 325 Führungskräfte und Digitalisierungsverantwortliche aus dem oberen und mittleren Kader von Schweizer KMU teil. Neben dem Bauhauptgewerbe nahmen KMU aus den Branchen Finanz- und Versicherung, Industrie sowie Information und Kommunikation teil. Ziel der Umfrage war, einen Einblick in den aktuellen Stand des, für das digitale Zeitalter angemessenen, Führungsverständnisses in Schweizer KMU zu geben.
Agilität benötigt passende Rahmenbedingungen
Bei Unternehmen, die bis 49 Mitarbeitenden haben, zeigte die Studie einen positiven Einfluss von Agilität auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung. Bei Unternehmen mit über 250 Mitarbeitenden ist es genau umgekehrt: Hier wirkt sie sich negativ auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung aus. Je mehr Mitarbeitende ein Unternehmen hat, desto besser müssen angestrebte oder vorhandene agile Methoden in einem passenden strukturellen Rahmen verankert sein. Punktuelle Aktivitäten, die nicht mit anderen abgestimmt sind, können leicht eine angestrebte positive Wirkung verhindern. Dies führt wieder zur Notwendigkeit von Steuerungsmechanismen für digitale Strategien.
Mehr als einem Drittel der KMU fehlen Strukturen zur Steuerung digitaler Aktivitäten
34 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden KMU haben keinerlei Strukturen, um digitale Aktivitäten zu steuern. Das heisst, dass sie weder eine Person noch eine Geschäftseinheit haben, die für die Digitalisierung zuständig ist. Es gibt auch keine Ausschüsse, Austauschgruppen oder digitalen Projekte.
Strategische Wichtigkeit höher als der digitale Fortschritt
Die Umfrageteilnehmenden gaben an, wie sie die strategische Wichtigkeit der Digitalisierung einschätzen. Ebenfalls beurteilt haben sie den digitalen Fortschritt im eigenen KMU. Im Durchschnitt aller Teilnehmenden wurde die strategische Wichtigkeit um knapp 21 Prozentpunkte höher eingeschätzt, als der digitale Fortschritt im eigenen KMU. Eine mögliche Schlussfolgerung daraus ist, dass die meisten Unternehmen noch nicht auf dem Digitalisierungsstand sind, auf dem sie letztlich sein möchten.
Bildung und digitaler Fortschritt hängen zusammen
Die Resultate zeigen, dass je mehr digitale Bildungsmöglichkeiten in einem KMU bestehen, desto höher der Digitalisierungsgrad des Unternehmens nach Einschätzung der Studienteilnehmenden ausfällt. Der Zusammenhang ist statistisch signifikant. Unternehmen, welche über bessere digitale Bildungsmöglichkeiten verfügen, sind im Bereich «Digitalisierung» weiter fortgeschritten. Mit Bildungsmöglichkeiten sind beispielsweise Weiterbildungen im Umgang mit neuen Technologien oder auch die Zusammenarbeit mit externen Partnern und Anspruchsgruppen auf digitalen Plattformen gemeint.
Was muss nun gemacht werden?
Das World Economic Forum (WEF) publiziert jährlich die Rangliste der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt. Für den aktuellen Report hat das WEF vor dem Hintergrund der Digitalisierung die Erhebungsmethode angepasst. Neu wurden auch Dimensionen wie Unternehmenskultur, Agilität, kritisches Denken, Meritokratie sowie Fähigkeit zur Multistakeholder-Zusammenarbeit beurteilt. Und prompt hat die Schweiz im neusten Bericht ihren Spitzenplatz eingebüsst. Der WEF Report stützt so indirekt die Resultate der Studie «Digital Leadership Barometer» der HWZ, resümieren die Studienleiter Dr. Claude Meier und Urs Jäckli. Unternehmen in der Schweiz haben in Bezug auf die Bewältigung der Digitalisierung Nachholbedarf. Alte Geschäftsmodelle müssen radikal hinterfragt und neu erfunden werden. Es genüge nicht, das Thema Digitalisierung nur punktuell zu berücksichtigen. Zumal es bei der Digitalisierung letztlich um eine Denkhaltung geht. Bei der konsequenten Verankerung dieser neuen Denkhaltung ist die Rolle der Führungskräfte zentral. Doch gerade hier zeige der «Digital Leadership Barometer», dass noch viel Arbeit vor den Unternehmen liegt.